
Die SPD-Delegierten stimmten am vergangenen Wochenende für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der CDU/CSU, Grundlage war das Sondierungspapier. Die drei Parteien hatten sich in der vergangenen Woche auf das gemeinsames Papier im Rahmen geeinigt. Wir haben die 28 Seiten nach netzpolitischen Vorhaben durchsucht und diese aufgelistet.
Sondierungspapier enthält wenig Konkretes
Am konkretesten ist der Breitbandausbau im Sondierungspapier beschrieben: Die Zusage der alten Bundesregierung, die Bevölkerungnoch in diesem Jahr mit 50 MBit/s zu versorgen, ist jetzt durch Gigabit-Verspreche für 2025 ersetzt worden. Ansonsten steht in dem Papier kaum etwas Konkretes zu netzpolitischen Themen. Auch zum Thema digitaler Verbraucherschutz sagen Union und SPD folglich nur : „Wir wollen den Verbraucherschutz auch in der digitalen Welt sicherstellen. Gleiches Recht für alle muss durch Netzneutralität und diskriminierungsfreien Netzzugang gewährleistet werden. Durch die Einführung einer Musterfeststellungsklage werden wir die Rechtsdurchsetzung für den Verbraucher verbessern.“
So könnte der aktuelle Bundestag das Wahlrecht verändern!
Die Formulierung zur Netzneutralität klingt schön, aber ohne eine konkrete Ablehnung von Zero-Rating-Angeboten, bei denen Netzbetreiber bestimmte Online-Dienste bevorzugen, wird sich nichts ändern. Die Musterfeststellungsklage ist jedoch ein positiver Schritt. Die Koalitionsverhandlungen werden zeigen, wie konkret die Punkte aus dem Sondierungspapier umgesetzt werden. In folgenden Themenabschnitten sind im Sondierungspapier Vorhaben auf dem Gebiet der Digitalisierung zu finden.
Präambel
„Die großen Fragen unserer Zeit wollen wir entschlossen lösen. Wir wollen digitalen Wandel von Wirtschaft, Arbeit und Gesellschaft für alle Menschen positiv gestalten.“
Wirtschaft, Digitalisierung, Bürokratie, Verkehr und Infrastruktur
„Wir brauchen eine Modernisierung des Kartellrechts in Bezug auf die Digitalisierung und Globalisierung der Wirtschaftswelt. Wir wollen den flächendeckenden Ausbau mit Gigabit-Netzen bis zum Jahr 2025 erreichen. Hierfür werden wir die Erlöse aus der Vergabe der UMTS- und 5G-Lizenzen zweckgebunden bereitstellen. Dabei sollen zukünftig nur die Ausbauschritte förderfähig sein, die mit Glasfasertechnologie ausgebaut werden. Die Lizenzvergabe werden wir mit Ausbauauflagen kombinieren, um bestehende Funklöcher zu schließen und 5G dynamisch aufzubauen. Wir gehen von einem öffentlichen Finanzierungsbedarf von zehn bis zwölf Mrd. Euro in dieser Legislaturperiode aus. Dabei wollen wir Synergien mit den Ländern sicherstellen. Wir wollen die Digitalisierung der Verwaltung und werden ein zentrales, einheitliches digitales Portal für Bürger und Unternehmen schaffen. Die Umsetzung werden wir mit großer Dynamik in dieser Legislaturperiode vorantreiben. Wir werden gemeinsam mit unseren französischen Partnern ein öffentlich verantwortetes Zentrum für künstliche Intelligenz errichten.“
Verkehr und Infrastruktur
„Mobilität ist eine zentrale Grundlage für individuelle Freiheit und gesellschaftlichen Wohlstand, für wirtschaftliches Wachstum und für Arbeitsplätze in allen Regionen. Wir wollen deshalb für alle Menschen in Deutschland eine moderne, saubere und bezahlbare Mobilität organisieren und dabei die gesellschaftlichen Herausforderungen wie demografischer Wandel, Urbanisierung, Anbindung ländlicher Räume und Globalisierung meistern. Dazu werden wir unsere Infrastruktur weiter ausbauen und modernisieren und die großen Chancen von digitalen Innovationen, wie automatisiertes und vernetztes Fahren und von alternativen Antrieben auf allen Verkehrsträgern, nutzen.“
Arbeitsmarkt und Arbeitsrecht
„Das Zeitalter der Digitalisierung wollen wir als Chance für mehr und bessere Arbeit nutzen. Wir wollen deshalb neue Geschäftsmodelle fördern und gleichzeitig die Tarifbindung stärken. Die Arbeit auf Abruf nimmt zu, wir wollen jedoch sicherstellen, dass der Arbeitnehmer ausreichend Planungs- und Einkommenssicherheit in dieser Arbeitsform hat.“
Finanzen und Steuern
„Mit den Versteigerungserlösen der 5G-Lizenzen wollen wir einen Investitionsfonds einrichten, der für den Ausbau der digitalen Infrastruktur zur Verfügung steht.“
Innen, Recht und Verbraucherschutz
Pakt für den Rechtsstaat
„Wir werden einen Pakt für den Rechtsstaat schließen. Bestandteil dieses Paktes sind mindestens 2 000 neue Stellen in der Justiz (Gerichte, Staatsanwaltschaften, Vollzugsbehörden) sowie eine bessere IT- und Gebäudeausstattung sowie effiziente Verfahren. Eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie setzt Datensicherheit voraus. IT-Strukturen müssen sicher betrieben werden können. Wir sind uns einig, dass dort, wo Sicherheitsstandards nicht eingehalten werden können, Handlungsbedarf besteht. Es müssen gemeinsam zwischen Bund und Ländern, möglichst sogar in ganz Europa, Sicherheitsstandards für die IT-Strukturen und den Schutz der kritischen Infrastruktur entwickelt werden. Die Sicherheitsbehörden brauchen gleichwertige Befugnisse im Umgang mit dem Internet wie außerhalb des Internets. Die Zusammenarbeit von Bund und Ländern bei der Cyberabwehr soll ausgebaut, verbessert und strukturell neu geordnet werden.“
Recht
„Eine moderne Gesellschaft braucht modernes Recht in den Bereichen:
- Folgen der Digitalisierung (z. B. Personengesellschaftsrecht, Europa-GmbH, haftungsrechtliche Fragen)
- Urheberrecht
- Strafprozessordnung (z. B. DNA-Analysen)“Stärkung der Zivilgesellschaft
Die Stärkung der freiheitlichen Demokratie muss allen am Herzen liegen! Deshalb wollen wir Maßnahmen zur Stärkung der Demokratie und der Zivilgesellschaft umsetzen: - Stärkung politischer und kultureller Bildung (beispielhaft unterstützen wir das „Forum Recht“)
- Bessere Förderung von bürgerschaftlichem und ehrenamtlichem Engagement, dazu wollen wir bestehende Regelungen entbürokratisiere
- Gemeinnützigkeitsrecht verbessern.“
Verbraucherschutz
„Wir wollen den Verbraucherschutz auch in der digitalen Welt sicherstellen. Gleiches Recht für alle muss durch Netzneutralität und diskriminierungsfreien Netzzugang gewährleistet werden. Durch die Einführung einer Musterfeststellungsklage werden wir die Rechtsdurchsetzung für den Verbraucher verbessern.“
Kunst, Kultur und Medien
„Mit einer „Agenda für Kultur und Zukunft“ entwickeln wir die Kulturförderung des Bundes angesichts gesellschaftlicher Herausforderungen wie Integration, Inklusion, Demografie, Digitalisierung, Gleichstellung, Populismus, Zukunft von Arbeit und Kommunikation weiter:
- Die auf ganz Deutschland gerichteten Programme zur Förderung von Investitionen, zur zeitgenössischen Kunst- und Kulturproduktion, zur kulturellen Infrastruktur und insbesondere zur freien Kultur sollen mit dem Ziel einer größeren Verteilungsgerechtigkeit gestärkt sowie für Kultur- und Bildungseinrichtungen auf den Weg ins digitale 21. Jahrhundert geöffnet werden;
- ein gesamtstaatliches Bündnis für kulturelle Bildung und Vermittlung sowie Medienkompetenz, um den Zugang zu Kunst, Kultur, Bildung und Medien zu stärken.“
Bereits 500 Kunden führen ihre Wahlen einfach und sicher online mit POLYAS durch. Testen Sie die Online-Wahl jetzt kostenfrei!
Ähnliche Beiträge
Latest Posts By Peter Schraeder
- 10.22.24Universität Gießen: „Ein großer Komfortgewinn für alle Wahlberechtigten“
- 11.23.23POLYAS CO2e-Studie: Klimabilanz der Online-Wahl vs. Brief und Urne
- 07.04.23TÜVIT-Interview: So funktioniert Software-Zertifizierung
- 06.20.23Pensionskasse Previs zur Online-Wahl: „Das Tool erfüllt sämtliche Anforderungen“
- 05.10.23BSI-Schutzprofil für Online-Wahlen 2023: Unser FAQ